Graz, die Landeshauptstadt der Steiermark, entdecken

Anlässlich unserer Reise nach Österreich durfte ein Besuch dieser historischen Stadt nicht fehlen. Ich persönlich gehöre zu den Personen, die zwar spontan sind, aber Reisen immer penibel vorbereiten. So war es auch vor unserer Fahrt nach Österreich. Über die Tourismus Information habe ich per Mail Informationen über die Grazer Sehenswürdigkeiten angefordert. Mein Angebot, die Portokosten zu übernehmen, wurde dankend abgelehnt.
Die Antwortmail enthielt schon viele Tipps bezüglich öffentlicher Verkehrsmittel und die Ankündigung einer Postsendung zur Planung unseres Graz-Aufenthaltes.
Nach Eingang des großen Umschlags vertiefte ich mich erstmal in die zahlreichen Prospekte. Mit „Grazer Sehenswürdigkeiten“, „Ausflüge rund um Graz“, „Stadtplan Graz“ und „Liniennetz Graz“ hatte ich genug zu lesen.
Mein Tipp: Auto stehen lassen und die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Mit einer „24-Stunden-Karte“ zum Preis von Euro 4,20 können alle Straßenbahn- und Buslinien in Graz benutzt werden. Die Fahrkarte vom Verkehrsverbund Steiermark bekommt man in Bussen und Straßenbahnen am Fahrkartenautomat. Ein kleines Bonbon dazu: Diese Karte berechtigt auch zur kostenlosen Fahrt mit der Schlossbergbahn. Doch dazu später mehr.
Die Graz Tourismus Information befindet sich in der Herrengasse und ist Ausgangspunkt für geführte Stadtführungen. Ausgerüstet mit dem sehr guten Stadtplan ist es aber auch möglich, auf eigene Faust die Sehenswürdigkeiten zu erkunden.
Auf nach Graz
Unser ursprünglicher Plan war, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Graz zu fahren. Unweit unserer Unterkunft in Hitzendorf war die Bushaltestelle zu finden. Ein kleiner Spaziergang zur Station und ich wusste: Das mit dem Bus wird nichts. Ein Bus fuhr gegen 9 Uhr - der nächste erst wieder kurz vor 12 Uhr. Aber unsere Familie Mausser wusste eine Alternative. Mit dem Auto in Richtung Graz bis zur allerersten Ampel. Dort dann links abbiegen und entlang der Straße kostenlos parken. Von hier aus fahren dann Busse in die Innenstadt.
Also fuhren wir mit meinem kleinen Corsa los. Ampel okay - links in die Straße rein - aber kein Parkplatz zu finden. Also wenden und geradeaus über die Kreuzung drüber und in der anderen Straße suchen. Vor einer Bank waren einige freie Parkplätze, doch die waren mit einem Verkehrszeichen versehen, das wir nicht kannten. Aber eine freundliche Passantin klärte uns über die Bedeutung des Schildes auf und zeigte uns ca. 20 Meter weiter öffentliche Parkplätze, die ohne Zeitbegrenzung kostenlos benutzt werden konnten. Also Corsa parken und vor allen Dingen die Straße notieren, in der mein Auto steht. Ich will ja mein kleines Schätzchen wieder finden.
Im Bus lösten wir unsere 24-Stunden-Karte und los ging’s. Mit dem Linienplan auf dem Schoß verfolgten wir die Fahrtroute. Man sah es uns gleich an - wir waren Touris und fremd hier. Aber die Grazer sind wirklich hilfsbereit. Ein netter Herr sagte uns ganz genau, wo wir umsteigen mussten und mit welcher Linie wir unser Ziel, den Jakominiplatz, erreichen.
Die Murinsel
Ein ungewöhnliches Wahrzeichen im Wasser setzt die anlässlich der Kulturhauptstadt 2003 errichtete „Murinsel“. Nach einem Entwurf des New Yorker Künstlers Voto Acconci entstand hier eine schwimmende Muschel, die über zwei Stege mit beiden Murufern verbunden ist. Sie beherbergt ein Café und ein Amphitheater. (Quelle: Prospekt „Grazer Sehenswürdigkeiten“)
Diesen einmaligen Bau mussten wir natürlich auch besuchen. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir es uns unter den blauen Sonnenschirmen bequem und genossen Kaffee und heiße Schokolade sowie ein leckeres Eis.
Ein außergewöhnliches Erlebnis hatte mein Mann, als er die Toilette besuchen musste. Vorbei am Indoor-Spielbereich für Kinder - ausgestattet mit einem „Ballbecken“, Kletternetzen und einer großen Rutsche - befinden sich die silbernen Türen von Damen- und Herren-WC. Das ungewöhnliche daran: die Räumlichkeiten sind rund und glänzen innen silberfarben! Dadurch spiegelt sich der komplette Raum.
Nachdem sich mein Mann erst mal orientieren musste, wo sich was befindet, hatte er die geniale Idee, sein Taschentuch an den Türgriff zu binden, um nachher auch den Ausgang wieder zu finden. Diesen Tipp gab er an mich weiter, als ich einige Zeit später auch diese Räumlichkeiten aufsuchen musste. Ich ließ die ganze Zeit über mein Taschentuch nicht mehr aus den Augen, denn natürlich spiegelte sich mein weißes Tempo vielfach im Raum.
Der Schlossberg
Schon beim Durchblättern der verschiedenen Informationsbroschüren wusste ich: Da will ich rauf! Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf den Schlossberg zu kommen.
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Ein spektakulärer gläserner Lift im Berg
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Die Schlossbergstiege
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Die Schlossbergbahn
Unser Favorit war der gläserne Lift. Die Abfahrtsstation war auch dank unseres Stadtplanes sehr schnell gefunden. Doch leider - „Wegen einer technischen Störung außer Betrieb!“ Was nun? Wir wollten unbedingt nach oben. Also die zweite Alternative - die Schlossbergbahn. Denn meinem Mann und mir war klar - die Schlossbergstiege gehen wir runter, aber nicht rauf.
Dank Stadtplan fanden wir uns prima zurecht und durch die sehenswerte Sackgasse erreichten wir die Talstation. Dort angekommen zeigte ich dem Angestellten der Schlossbergbahn unsere Verbundkarten und wir bekamen eine Zählerkarte für die Fahrt mit der Bahn ausgehändigt. Dass hier kein zusätzlicher Fahrschein gelöst werden musste, war einer der mir zugesandten Broschüren zu entnehmen. Also wieder Geld gespart.
Durch die Studie der Informationsflyer wussten wir, dass die Bahn von der Talstation aus mit 61 % Steigung bergauf fährt. Mir persönlich war aber nicht bewusst, wie steil 61 % wirklich sind! Der Einstieg in die schräg stehende Bahn war ja noch okay. Sitzplätze wurden selbstverständlich den älteren Damen und Herren überlassen und so standen Hans und ich an einer Haltestange mit dem Blick nach unten. Los ging die Fahrt und ich machte meinen entscheidenden Fehler: Ich drehte mich um und sah in Fahrtrichtung! Das hätte ich nicht tun sollen, denn den Rest der Fahrt verbrachte ich im Arm meines Mannes - Gesicht an seine Brust gedrückt. Die 61 % hatten mir echt Angst gemacht. Aber nach knapp 2 Minuten waren wir oben angekommen und ich hatte wieder festen Boden unter den Füßen und auch meine Knie hörten ziemlich schnell auf zu zittern. Von der Burgmauer aus bot sich uns eine atemberaubende Aussicht über die Stadt. Über die mitgenommenen Jacken waren wir froh, denn hier oben wehte ein kühler Wind.
Der Uhrturm
Der gesamte Schlossberg ist sehr gut beschildert, so dass wir nur den entsprechenden Hinweisen folgen mussten, um das traditionelle Wahrzeichen der Stadt Graz zu finden - den 28 Meter hohen Uhrturm.
Auch von dort aus hatten wir einen herrlichen Blick über die Stadt. Aufgrund des herrlichen Wetters waren sehr viele Touristen unterwegs. Das gab aber uns die Möglichkeit, einen netten jungen Mann zu bitten, uns doch am Uhrturm zu fotografieren.
Der Schlossbergstieg
Schon die Bilder vom Schlossbergstieg in den Informationsbroschüren hatten uns begeistert. Von unten her hatten wir dieses Bauwerk schon bewundern können. Und von Anfang an war klar - diese Treppen wollen wir auch laufen. Allerdings nur nach unten, denn unsere Kondition hätte für den Aufstieg nicht ausgereicht.
Laut Beschreibung besteht der Schlossbergstieg aus 260 Stufen. Für mich war klar - dass will ich überprüfen. Also wurde jede Stufe auf unserem Abstieg gezählt. Lag es jetzt an mir oder ist die Beschreibung fehlerhaft - jedenfalls kam ich „nur“ auf 251 Stufen! Aber ich bin nicht nochmals nach oben, um mein Ergebnis zu kontrollieren.
Buchtipp:
Graz erleben: Ein Stadtführer
© Fotos: Ulrike Tenzer